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Geschichten -> Cockpithörnchen
 Cockpit Hörnchen

Das wir tierlieb sind, ist ja inzwischen bekannt. So haben wir uns vor einiger Zeit Gedanken gemacht, was für ein Tier noch bei uns wohnen könnte. Nachdem Betty und Carlchen ins Außengehege ziehen konnten, kam uns das Wohnzimmer so leer vor und wir suchten ein Tier, welches in einem Käfig im Wohnzimmer wohnen könnte. Nach mehrstündiger Recherche im Internet hatten wir uns entschieden ein Streifenhörnchen aufzunehmen. Wir wandten uns an die Hörnchenvilla und fanden auch bald ein einsames Hörnchen, dass von seinen Besitzern vernünftigerweise abgegeben werden sollte, da sie keine Zeit für es hatten.

Also musste zuerst dem Streifenhörnchen ein entsprechender Käfig gebaut werden. Ein altes Ivar-Regal mit Türen wurde umgebaut. Die Türen wurden mit Vogeldraht umspannt, aus den Einlegeböden Einsparungen zum Durchklettern ausgesägt und entsprechend eingerichtet. Nun also konnte das Streifenhörnchen kommen. An einem Freitag morgen im Mai 2008 haben wir uns also auf den Weg nach Frankfurt gemacht, wo wir den kleinen Wicht entgegennehmen sollten.

Am vereinbarten Treffpunkt bekamen wir dann eine kleine Kiste, bei der das Schlupfloch mit Pappe verklebt war und dort kleine Löcher reingepickst wurden. Das Pärchen erklärte uns ,sie seien der Meinung das Hörnchen müsse darin sein, aber ganz sicher seien sie nicht, im Käfig hätten sie sonst nichts gesehen. Uns kam das verständlicherweise merkwürdig vor , aber wir fuhren erstmal los. Am ersten Rastplatz wollten wir dann schauen, ob wir wirklich ein Streifenhörnchen haben und öffneten das Kästchen. Da war er also, der kleine putzige Kerl. Wir hatten die Kiste in eine Transportbox gestellt und beobachten den kleinen Kerl.., und dann steckte er seine Nase zwischen die Gitter, so niedlich.... und dann kam der Kopf durch die Gitter und – schwupp – war er aus der Transportbox raus, sauste unter dem Autositz durch und verschwand unterm Lenkrad.

Ich muss nicht erwähnen wie verdutzt wir uns angeschaut haben. Wir waren schockiert, er war so schnell! Und er war weg!

Nachdem wir uns vom ersten Schreck erholt haben haben wir das Auto abgesucht und auch in den Motor geschaut und nichts gefunden. Er musste nach draußen entwischt sein.

Traurig fuhren wir weiter, alles war umsonst gewesen. Nach kurzer Zeit hörten wir was rascheln und Stefan fiel etwas auf den Fuß. Schnell hatten wir wieder angehalten und schauten nach. Da war er ja ... sein Schwanz schaute unter der Lenksäule hervor. Vorsichtig tastete ich mich ran und wollte gerade zugreifen als er mich bemerkte und abhaute. Alles was ich zu fassen bekam war sein Schwanz von dem ich dann das Ende in der Hand hielt, er war abgebrochen! Ich war einem Nervenzusammenbruch nahe und Stefan hatte nun zwei verschreckte Wesen im Auto sitzen. Aber es half ja alles nichts, wir konnten dort nicht stehen bleiben und fuhren also weiter... zwischenzeitlich hörten wir ihn rascheln, aber wir konnten nicht raus finden wo genau er saß.

Zu Hause angekommen, erwarteten die Kinder uns und wir mussten sie erstmal enttäuschen, das Hörnchen war im Auto und wir kommen nicht dran.

Wir haben ihm seine Schlafkiste ins Auto gestellt und gehofft, dass er dort dann nachts zum Schlafen rein ginge und wir ihn morgens dann mitnehmen könnten. Leider klappte das nicht. Er blieb auch am Samstag im Auto und wir hatten Panik, dass er uns das Auto zerstört, es ist schließlich ein Nager. Dann kam uns die Idee einer Lebendfalle, die auch gleich gekauft wurde. Trotzdem hatten wir zuerst keinen Erfolg.

Am Sonntag hatten wir mit Hilfe eines Nachbarn alles abgeschraubt was abzuschrauben war und hatten ihn gesehen, aber nicht fangen können. Immerhin war er aus dem Schlupfloch unter dem Lenkrad geholt.

Am Montag drehte Stefan mehrmals die Lüftung im Auto von Null auf Vollausschlag. Da sauste er aus aus dem Lüftungsschacht in den Kofferraum. Flugs versperrten wir beide Fußräume im Auto mit Gummimatten, um ihm den Weg zu versperren. Doch fangen konnten wir ihn auch im Kofferraum nicht.

Uns blieb ja nicht viel anderes übrig, als immer wieder die Lebendfalle aufzustellen.

Aber der Kleine wollte anscheinend im Auto leben. Ich hatte ihn schon aufgegeben und wollte nur noch das dieser Alptraum endet.

Dann endlich – am Mittwoch – als ich gerade so weit war, das Auto offen stehen zu lassen, damit er wenigstens in die Freiheit abhauen kann, fand ich ihn in der Falle. Mit zitternden Händen nahm ich die Falle und trug sie zum Käfig, Und ließ ihn dort raus.

Er sauste sofort im Käfig nach oben. Schnell schloss ich die Tür und konnte es gar nicht fassen, endlich war Sir Benedikt dort wo er hin sollte, nach 5 Tagen!

Ich hab bis heute ein zwiespältiges Verhältnis zu ihm. Obwohl er mit dem abgebrochenen Schwanz sehr gut zurecht kommt und inzwischen etwas zutraulicher wird, so bleibt er doch den meisten unsere Gästen verborgen und auch bei uns verschwindet er sofort wenn wir uns seinem Käfig nähern.

Winterschlaf hält er auch, das machen auch nicht alle Streifenhörnchen, viele sind viel zu neugierig dafür! Unser Sir Benedikt nicht. Trotzdem: Er gehört zu uns.

Sir Benedikt

 © 2006 Villa Shay